Ina Weber | L-M-S-XS Urbane Beobachtungen

Ina Weber | L-M-S-XS

Urbane Beobachtungen
Ausstellungszeitraum 27. April 2008 – 29 Juni 2008

 

Die Bildhauerin Ina Weber zeigt Skulpturen, die sich mit den Formen unserer Umgebung beschäftigen. Dabei interessiert sie vornehmlich die Architektur.
Ausgangspunkt für ihre Arbeit sind Eigenheiten des Alltages, mit und in denen der Mensch sich eingerichtet hat. Vom Privaten, den Dingen, die uns in unmittelbarer Nähe umgeben, bis zum öffentlichen Raum, vom Kleinsten bis zum Größten – all das entsteht als Skulptur in Holz, Keramik und Beton. Oft irritieren Maßstab und Struktur des Materials und stellen das Realitätsempfinden auf die Probe. Die Künstlerin legt gleichzeitig aber großen Wert auf die „Benutzbarkeit“ ihrer Objekte, die häufig als Kunst im öffentlichen Raum bzw. am Bau zu finden sind.

In ihrer Ausstellung „L-M-S-XS“ mit Skulpturen und Aquarellen geht Ina Weber den Weg vom Großen zum Kleinen, vom Geplanten zum Benutzten, von Außen nach Innen.

Gezeigt werden farbige Hochhäuser als Skulpturen, gebaut aus teils „echten“ Materialien wie Beton, Fliesen und Fertigputz, teils „falschen“ wie Spanplatte und Acrylglas. Sie stellen einen wichtigen Teil deutscher Nachkriegsarchitektur dar, der Tradition des modernen Bauens verpflichtet und die radikalste Form moderner Städteplanung. Was zu Baubeginn Symbol des Fortschritts war, wird heute anders bewertet. Skulptur geworden, deplaziert und verkleinert verlieren sie ihre Selbstverständlichkeit.
Diese abstrahierten Idealformen werden gefolgt von Aquarellen, detailreichen Darstellungen und von unterschiedlichen Wohnarchitekturen, die die Künstlerin zeichnet. Akribisch hält sie die Gebrauchsspuren fest, die Differenzen zwischen Planung und Realität.
Kleinformatige Betonskulpturen zeigen die Architekturen der Vorstädte wie Großmärkte, Bushaltestellen, Gebäude ohne ästhetischen Anspruch, denen hier Aufmerksamkeit zuteil wird.

Ein Teil der Ausstellung führt uns nach innen – in die kleinste Einheit des Wohnens, das Zimmer und seine Möblierung. Hier finden sich jedoch keine Schrankwände, sondern die Provisorien, die manchmal Möbel ersetzen – Obstkisten und Kartons, umgestülpt als Tisch und Hocker oder aufgestapelt zum Regal.

Diese umfassende Beschäftigung mit dem Wohnen und der ästhetischen Sprache unserer Umgebung ergibt sich ein Bezug auf das Werk Wenzel Habliks, dessen Gestaltungswillen Teelöffel, Möbel und ganze Häuser formte.

Der Ausstellungstitel „L-M-S-XS“ spielt Ina Weber auf ein Buch von Rem Koolhaas mit ähnlichem Titel an, auf die variablen, nicht immer konsequenten Maßstäbe ihrer Skulpturen, und auf die eigene Körpergröße, der Maßstab mit dem sie ihre Umwelt überprüft.
Die 1964 in Diez geborene Künstlerin studierte von 1989 bis 1994 in Kassel bei Friedrich Salzmann, Harry Kramer und Martin Kippenberger. Nach zahlreichen Auslandsaufenthalten lebt und arbeitet sie heute in Berlin.