Journal

26. bis 27. Juni 2024

Museumsausflug des Fördervereins nach Potsdam

Der diesjährige Museumsausflug des Fördervereins führte bei strahlendem Wetter mit über 30° C nach Potsdam. Zum ersten Mal war es ein Ausflug mit Übernachtung. „In Potsdam treffen prachtvolle Barockfassaden auf einladende Hinterhöfe. Weite Parklandschaften bergen versteckte Paradiese und imposante Schlösser erheben sich aus dem Grün der Stadt. Malerische Badeseen münden in endlose Wassersportreviere und internationale Kunst mischt sich unter lokale Straßenkultur“, hatte uns eine Werbebroschüre versprochen. Und dies konnten wir bei unserer zweitägigen Reise mit 21 Personen auch erleben.

Nach der sechsstündigen Anfahrt – mit einem Zwischenstopp mit belegten Brötchen und Würstchen – starteten wir gleich zu unserer dreistündigen Stadtrundfahrt, die uns durch den historischen Stadtkern und das Holländische Viertel bis zur Glienicker Brücke führte. Wir spazierten zum Schloss Sanssouci und zum Grab des „Alten Fritz“, bestaunten das Neue Palais mit seinen 200 Zimmern, besuchten Schloss Cecilienhof, die historische Stätte der Potsdamer Konferenz und fuhren auf dem Weg zur Russischen Kolonie Alexandrowka mit seinen Blockhausgebäuden an vielen weiteren Sehenswürdigkeiten vorbei. Müde erreichten wir am späten Nachmittag unser schön gelegenes Hotel am Templiner See, wo wir uns nach dem Abendessen am Wasser bei leckeren Getränken entspannen konnten.

Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen der Kunst. Im Museum Barberini erlebten wir bei zwei sehr guten Führungen die umfangreiche Sammlung impressionistischer Gemälde des Museumsgründers Hasso Plattner und konnten uns anschließend auch noch die aktuelle Ausstellung „Modigliani. Moderne Blicke“ ansehen. Das Barberini Museum befindet sich im rekonstruierten klassizistisch-barocken Palast Barberini, dessen architektonisches Vorbild und Namensgeber der Palazzo Barberini in Rom ist.

Das Mittagessen im Wirtshaus zur Pfaueninsel gegenüber der Pfaueninsel mussten wir aufgrund eines Schauers leider im Haus einnehmen. Bei dem anschließenden Besuch der Liebermann-Villa am Wannsee, dem ehemaligen Sommerhaus des Malers Max Liebermann (1847-1935), strahlte die Sonne aber wieder. Das heutige Kunstmuseum mit dem denkmalgeschützten Garten erinnert mit vielen Gemälden und Erinnerungsstücken an die Geschichte der Familie Liebermann. Der entzückende Garten stand wie zu Liebermanns Zeiten in voller Blütenpracht und gilt als führendes Beispiel der europäischen Reformgartenbewegung.

Nach den wunderbaren sonnigen, heißen Tagen in Potsdam erfolgte die Rückfahrt bei stürmischem und regnerischem Wetter. Trotzdem konnten wir noch eine gemütliche Kaffee- und Kuchenpause am Bus einlegen und uns über das Erlebte austauschen. Insgesamt war es trotz der langen Anfahrt eine schöne, erlebnisreiche Reise, die von Frau Teifke und Herrn Zanner gut vorbereitet wurde.

20. Juni 2024

1. Kunsttreff  mit Kunstwerk des Monats „Großer Falke“

Wenzel Hablik, Großer Falke, 1923

Bei der Reihe „Kunstwerk des Monats“ soll ein ausgewähltes Werk von Wenzel Hablik genauer in den Blick genommen werden, kunsthistorisch erklärt werden und ein gemeinsames Gespräch in Gang kommen. Warum lohnt es sich, sich mit Kunst auseinanderzusetzen? Und was hat Kunst mit jedem einzelnen von uns zu tun?

Die stellvertretende Museumsleiterin Janina Willems M.A.  erzählte mitreißend von der Entstehung und Bedeutung des Werks „Großer Falke“. 1923 schuf Wenzel Hablik  die Metallplastik Großer Falke. Sie gibt die die Gestalt eines Falken in abstrahierter, geometrisierter Form wieder. Prismatisch abgeknickte, scharfkantige Flächen aus Messing- und Kupferblech bilden Krallen, Flügel, Schwanz und Brustkorb des Tieres. Die Kanten, wo die Metallbleche gefaltet oder zusammengelötet wurden, evozieren in Verbindung mit der glatten, glänzenden Oberflächenbeschaffenheit Dynamik und Bewegung. Die Bewegungslinien des Unterkörpers werden vom Schwung des Halses und dem Kopf des Falken mit charakteristisch hakenförmig nach unten gebogenen Oberschnabel gebrochen. Ritzungen in der Materialoberfläche am Hals, Kopf und Schweif deuten das Federkleid in der ansonsten glatt polierten Oberfläche an. Die Zierfigur aus Messingblech erinnert an die frühkubistische Plastik eines Alexandr Archipenko, der die kubistische Geometrisierung der Form von der Malerei in die Plastik übertrug. Der Falke war ein Lieblingsmotiv des Künstlers. Das Motiv findet sich sowohl in seinem Textildesign, seiner Grafik und Malerei als auch auf dem eigenen Grabstein. Hablik wählt ihn auf einem eigenen Exlibris zum ‚Wappentier‘, da er sich wohl – seiner Reiselust folgend – selbst als Wanderfalken sah. Die Kunsthandwerkerin Liane Haarbrücker fertigt die Metallarbeit nach Habliks Entwürfen an.

Es war an dem Abend sehr interessant, dass auch Habliks Originalentwürfe zum „Großer Falke“ gezeigt wurden. Eine lebhafte Diskussion schloss sich an die Präsentation an.

Nimmt die Fördervereinsmitglieder bei der Erkundung des Großen Falken mit: Stellvertr. Museumsleiterin Janina Willems M.A.  bei den anschaulichen Erläuterungen zum Kunstwerk des Monats.

6. Juni 2024

Vortrag „Kubismus und Kristallismus“

Wenzel Hablik, Kristallbau in Berglandschaft, 1903

Vortragsveranstaltung des Fördervereins im Wenzel Hablik Museum mit dem Thema „Kubismus und Kristallismus“.

Pablo Picasso und Georges Braque sind die Begründer des Kubismus. Es  wurde dargestellt, daß die Kubisten untersuchen, was man mit Körpern malerisch machen kann. Dabei wird ein Gegenstand aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und diese verschiedenen Perspektiven zusammen auf die Leinwand gebracht.  Körper werden  in ihre Grundformen zerlegt und dann kubistisch neu zusammengefügt.

Auch der Kristallismus setzt sich mit den Körpern auseinander. Aber diese Auseinandersetzung ist stärker inhaltlicher Natur. Es gab kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende eine Mal- und Architekturbewegung, die man Kristallismus nennen kann. Dazu gehören als Maler z.B. Paul Klee, Lyonel Feininger und als Architekten die Mitglieder der Gläsernen Kette, die den Kristall als „Sinnbild neuen Lebens“ und als Symbol einer neuen Architektur nehmen. Diese Bewegung hat ihre Ursprünge in der Romantik. Der Kristallismus geht davon aus, daß die Natur in den kristallinen Formen auch ihr produktives Wesen offenbart. Habliks künstlerisches Programm, „die Natur nicht nachzuahmen, sondern es ihr gleich zu tun“ und damit zur Erkenntnis der Natur vorzudringen, gründet sich auf dem Gedanken einer Ähnlichkeit der schöpferischer Kraft der Natur und der schöpferischen Kraft des Künstlers. Der Kristall wird dann auch zur Inspiration für eine utopische Architektur.

Bei dem Bild Habliks „Kristallbau in Berglandschaft“ von 1903 handelt sich um eine aquarellierte Bleistiftzeichnung. Sie zeigt eine  kristalline Architektur in einem steil abfallenden Gebirgsmassiv. Sie  zeigt einen Baukörper, der mit der unregelmäßigen Vieleckigkeit seiner Wände und den aus schrägen Dreiecksflächen gebildeten Dächern Bergkristallen gleicht. Vieleckigkeit ist übrigens ein Merkmal gotischer Architektur. Der Kristallbau wächst aus dem Felsgestein empor. Man sieht gotische Fenster und Schießscharten. Der Bau wird von einer kleinen  Kristallspitze bekrönt, die eine symbolhafte Ausstrahlung hat. Die gewaltige Größe dieser Kristallburg zeigt einen visionären Bau. Die architektonischen Elemente  stellen weder schon Gegebenes dar noch sind sie ein herkömmlicher architektonischer Entwurf. Die Richtung des Bildes verweist klar ins Symbolische; hier erscheinen  nicht nur  zukünftige Bauten, hier wird die Zukunft selbst gebaut.  

Eine lebhafte Frage- und Antwortsitzung schloß sich dem Vortrag an.

Pablo Picasso, Häuser in Horta, 1909. Museum Berggruen©
Georges Braque, Violine und Krug, 1910. Kunstmuseum Basel ©
Lyonel Feininger, Gaberndorf, 1921. Museum Hagen ©
Wenzel Hablik, Kristallschloss im Meer, 1914. Nationalgalerie Prag ©

30. Mai 2024

Film: Meine Zeit mit Cézanne

Paul Cezanne, Vier Äpfel, 1881

Am Donnerstag, 30. Mai 2024  zeigte der  Förderverein der Wenzel-Hablik-Stiftung in Kooperation mit dem Filmclub M.1 in Hohenlockstedt die Filmbiografie „Meine Zeit mit Cézanne“. Mit beeindruckenden und detailgetreuen Bildern der Originalschauplätze erzählt der Film von der lebenslangen Freundschaft zweier bedeutender europäischer Künstler und wird zum Porträt einer gesamten Epoche. Sie inspirierten sich, stritten sich und fanden sich doch immer wieder: Paul Cézanne, der Maler und Émile Zola, der Schriftsteller. Beide arbeiteten wie Besessene auf der Suche nach Perfektion und Anerkennung. Der eine hatte Geld, Ruhm und gesellschaftliches Ansehen, der andere nichts außer sich selbst. Mit ihren gigantischen Lebenswerken gehören Zola und der Cézanne zu den wichtigen Akteuren der französischen Kulturgeschichte. Weniger bekannt ist die tiefe Freundschaft, die die beiden Künstler ein Leben lang verband.

Der Filmabend fand regen Zuspruch. Vor Beginn des Films wurde der Maler Cézanne kurz vorgestellt: Cézannes Malerei wurde lange nicht verstanden und akzeptiert und das führte zu seiner recht dramatischen Lebensgeschichte. Das ist oft das Schicksal von Menschen, die etwas ganz Neues machen.  Und Cézanne war ein sehr eigenwilliger Charakter. Paul Cézanne wurde  im Jahr 1839 in Aix-en-Provence geboren und starb 1906 auch dort. Dazwischen lag ein bewegtes Künstlerleben. Cézanne begann als Impressionist und entwickelte dann seinen ganz eigenen Stil. Er gilt heute als der Gründervater der modernen Malerei. Erst spät fand Cézanne Anerkennung und Erfolg. Cézanne hat Landschaften, Porträts und vor allem Äpfel gemalt. Hunderte Male.  Man kann sich fragen warum?  Nun, es ging ihm darum Körper möglichst plastisch darzustellen. Dazu hat er die Zentralperspektive abgeschafft. Er blickte auf seine Äpfel aus mehreren Perspektiven.