Journal

22. Oktober 2024

Film: Klimt

Foto: Filmladen Filmverleih GmbH

Am Dienstag, 22. Oktober 2024  zeigte der  Förderverein der Wenzel-Hablik-Stiftung in Kooperation mit dem Filmclub M.1 in Hohenlockstedt den Spielfilm „Klimt“.  Am Totenbett lässt der Maler Gustav Klimt sein Leben Revue passieren. In Bildern voll berauschender Schönheit führt der Film durch das Leben des großen Jugendstil-Künstlers dessen Werke heute die höchsten Preise am Kunstmarkt erzielen. Ein erotischer Reigen aus Leidenschaft, Verwirrung und Verführung, Kampf um künstlerische Freiheit und Begegnung mit den großen Künstlern seiner Zeit, wie Egon Schiele, entsteht.

Der Filmabend fand regen Zuspruch. Vor Beginn des Films wurde der Maler Gustav  Klimt kurz vorgestellt: Gustav Klimt  wurde 1862 in Wien geboren und starb auch dort im Jahr 1918. Als Sohn eines Wiener Gold-Graveurs war es naheliegend, dass er sein Handwerk an der Wiener Kunstgewerbeschule erlernte. Ende der 1890 Jahre wendete Klimt sich dem Jugendstil zu und begann  flächig ornamental zu malen.  Er gründete 1897 mit anderen Künstlern die sogenannte „Wiener Secession.“  Der Jugendstil zeichnet sich  durch  dekorativ geschwungene Linien, großflächige florale Ornamente oder auch geometrische Ornamente aus. Klimt hatte viele Inspirationsquellen, so auch  das mittelalterliche Italien und  das mittelalterliche Byzanz. Klimts Stil war, dass er ornamentale Farbflächen wie gefasste Edelsteine in ein goldenes Bett fügte. Seine Frauenporträts in Gold sind weltberühmt geworden.

Gustav Klimt. Porträt der Adele Bloch-Bauer. Neue Galerie New York

17. Oktober 2024

Kunstwerk des Monats: Ankäufe mit Mitteln des Fördervereins

Besonderes Ereignis im Museum: Drei neue Ankäufe des Museum, die mit Mitteln des Fördervereins ermöglicht wurden, wurden vorgestellt: Das Gemälde „Enzian“, ein Silberkasten mit Bernstein und eine Kristallglasschale.

1. Das Gemälde „Enzian“ konnte in dem von Hablik selbst und von anderen geführten Verzeichnis der Gemälde identifiziert werden. Die Nummer 615, ein Gemälde Enzian, Öl auf Pappe, 40 x 30 cm, vom 29.4.1930, mit dem handschriftlichen Vermerk von der Tochter des Künstler, Susanne Klingeberg-Hablik, „evtl. an A. Junge verkauft“ und später „jetzt bei H., Hamburg“.                                                                       2. Der Silberkasten mit Bernstein ist dem Museum schon seit langem von einer alten Fotografie bekannt. Die Fotografie hergestellt für einen Werbeprospekt „Besteck, Schmuck und Metallarbeiten von W.A. Hablik Itzehoe, Holstein, der vermutlich für den Stand des Ehepaars Hablik mit Metallarbeiten und Webereien der Handweberei Hablik-Lindemann zweimal jährlich auf der Kunsthandwerkerschau im Grassimuseum in Leipzig während der Leipziger Messe produziert wurde. Außerdem finden sich im Archiv des Wenzel-Hablik-Museums zwei Entwurfszeichnungen, die mit diesem Kasten korrespondieren. Im Deckel des Silberkasten finden sich die Widmung in Hablik-Schrift: Erinnerung an Hiddensee 1928, die Signaturen WH LH und die Silberpunze 900. Signaturen: WH natürlich Wenzel Hablik, bei der Signatur LH handelt es sich um die Klempnerin Liane Haarbrücker. Die Kunsthandwerkerin hat das Stück nach dem Entwurf von Wenzel Hablik fertiggestellt.

3. Das dritte Objekt, eine Kristallglasschale mit Silberfuß ist, ist gänzlich ungewöhnlich für das Werk von Wenzel Hablik.  Es ist zu vermuten, dass es sich bei dem Stück um eine Marriage handelt, also um eine Kombination aus einem alten Stück, zum Beispiel einer Kristallglasschale aus der Zeit um 1900 oder sogar dem Biedermeier, von der der Fuß abgebrochen war und die Hablik auf Bestellung mit einem neuen Silberfuß versehen hat.

Die drei Objekte, das Gemälde „Enzian“, ein Silberkasten mit Bernstein sowie eine Kristallglasschale mit Silberfuß, dürften sämtlich aus dem Nachlass von Adolf Paul Junge, Fa. Färberei Junge Kellinghusen, stammen.

Museumsdirektor Dr. Axel Feuß stellt die Neuerwerbungen vor.

13. Oktober 2024 

European Day of Friends Of Museums (EDOFOM)

Bei der sehr gut besuchten Friedel Anderson Ausstellung konnten am Tag der Freunde von Museen (EDOFOM) als Gäste auch Mitglieder der Fördervereine aus Schleswig und Eutin begrüßt werden.

1. Oktober 2024

Vortrag „Wenzel Hablik in Wien 1902 bis 1905“

Nimmt die Fördervereinsmitglieder auf eine Reise in das Wien von 1902 bis 1905 mit: Museumsdirektor Dr. Axel Feuß.

Museumsdirektor Dr. Axel Feuß stellte in einem umfassenden und spannenden Vortrag die Wiener Kunstszene von 1902 bis 1905 und Wenzel Habliks Studienzeit in Wien dar. 1902 bis 1905 war eine Hochzeit des Wiener Secessionsstils bzw. Jugendstils.

Nach dem Abschluss eines Studiums  an der Fachschule für Tonindustrie und verwandte Gewerbe in Teplitz  (heute Teplice) entschied sich Hablik, an die Kunstgewerbeschule nach Wien zu wechseln. Hier studierte Hablik von 1902 bis 1905. Hablik hat dekorative Malerei bei Felician von Myrbach studiert und außerdem Schrift und Heraldik bei dem Schriftkünstler Rudolf von Larisch.

In Großbritannien war seit ca. 1860 ein neuer Stil im Kunstgewerbe entstanden, die Arts-and-Crafts-Bewegung, die mittelalterliche Handwerkergilden wiederbeleben wollte und Flächendekorationen in einem floralen und linearen Stil entwickelte. Der neue Stil strahlte auf München und Wien aus.  1897 gründete der Architekt Otto Wagner mit dem Maler Gustav Klimt und anderen die Wiener Secession nach dem Vorbild der fünf Jahre zuvor gegründeten Münchner Secession. Seit der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 setzte der Siegeszug des österreichischen Kunsthandwerks ein, das natürlich nur noch in den neuen floralen, linearen und geometrischen Formen des Secessionsstils produziert wurde. Der neue Stil wurde vom Kunstgewerbemuseum Wien nach Kräften gefördert. An der benachbarten Kunstgewerbeschule waren 1897 einige führenden Secessionisten Otto Wagner,  Felician von Myrbach, Koloman Moser, Josef Hoffmann und Alfred Roller verpflichtet worden und unterrichteten die neue Stilkunst in allen Bereichen der Architektur, der Malerei und der Graphik, der Flächenkunst und auf allen Gebieten des Kunsthandwerks, eine Entwicklung von der Wenzel Hablik ab 1902 profitieren konnte.

Während seiner Studienzeit hat Hablik für Gustav Klimt, den berühmtesten Maler der Wiener Secession, große Verehrung empfunden. Neben der Secession wurde im Jahr 1903 von Koloman Moser und Josef Hofmann die Wiener Werkstätte gegründet, die das Konzept des Gesamtkunstwerks vertrat.

Hablik hatte während seiner Wiener Zeit reichlich Zeit die großen Werke des Wiener Jugendstils kennenzulernen z.B.

  • – die Architektur Otto Wagners mit Bauten wie das Österreichische Postsparkassenamt, erbaut 1904-06  in der zu dieser Zeit völlig neuen Bauweise aus Stahlbeton, eine Ikone der modernen Architektur.
  • – die Möbelkunst Koloman Mosers. Die  künstlerische Leitung der Wiener Werkstätte lag bei Josef Hoffmann und Koloman Moser, nach deren Entwürfen Gold- und Silberschmiedearbeiten, Metallgegenstände, Bucheinbände, Lederarbeiten und Mobiliar hergestellt wurden. Dies war die praktische Anwendung der Idee vom „Gesamtkunstwerk“, der künstlerisch einheitlichen Gestaltung der gesamten Lebenswelt, die auch Hablik zu dieser Zeit verinnerlichte.  Diese Idee des „Gesamtkunstwerks“, hatte auf Hablik bleibenden Einfluss. Mehrfach schrieb er noch 1920 im Zusammenhang mit seinen utopischen Architekturentwürfen: „denn das Bauen ist für mich nicht anderes als die Schaffung des ‚Gesamtkunstwerks’“, oder: „… ich bin von jeher für die Architektur eingetreten als das ideale … Dach, unter welches alle Künste sich zusammenfinden müssten (das Gesamtkunstwerk)“ und schließlich: „Wir brauchen neue Ideale. Eines davon ist das ‚Gesamtkunstwerk’, der Bau!“
  • – die flächige, ornamentale Malerei Gustav Klimts. Von Gustav Klimt stammen die schneckenartigen Voluten, die später  bei Hablik  Wolken  und Meereswellen charakterisieren. Für Hablik werden sie zum Symbol für die Belebtheit und die schöpferischen Kräfte der Natur und erscheinen bei ihm als wiederkehrendes Motiv nicht nur in der Grafik, sondern auch in der Malerei, auf Möbeln, Textilien und bei Metallarbeiten bis hinein in die Zwanzigerjahre.

Der Einfluß des Wiener Secessionstils und der Wiener Werkstätte ist in vielen späteren Werken Habliks feststellbar, z.B.

  • – sieht man Wienerische Elemente bei den Holzarbeiten Habliks für Richard Biel. Bei den Türen zum Salon in der Villa Richard Biel fällt das regelmäßige Muster aus sichtbaren Verschraubungen auf, mit denen das Parkett montiert ist und die an die sichtbaren Nieten an den Fassaden bei Otto Wagner erinnern, hier (unten auf der Abbildung) ein Detail aus der Kirche am Steinhof 1904-07. Sie sind sowohl bei Wagner als auch bei Hablik sichtbare Zeichen konstruktiver Qualität. Die in floralem Muster getriebenen Türbeschläge erinnern deutlich an Wagners Ornamente am Haus Linke Wienzeile 38 von 1898 (nur eben auf den Kopf gestellt).
  • – sieht man Wienerische Elemente in den Textilarbeiten Hablik-Lindemanns. In der Abbildung unten sieht man links  einen Ausschnitt aus dem aus dem sogenannten Stoclet-Fries, entworfen ab 1905 von  Gustav Klimt für das Palais Stoclet in Brüssel und realisiert bis 1911 als Mosaik. Rechts sieht man Wenzel Hablik und seine Ehefrau, die Weberin Elisabeth Hablik-Lindemann. Sie trägt einem Umhang aus dem Dekorationsstoff „Irrgarten“, den Hablik 1923 für die Handweberei Hablik-Lindemann entworfen hat und der aus anderen Mäandermustern hervorgegangen ist. Wie man erkennen kann, gibt es bereits links auf dem Gewand von Gustav Klimt ein ganz ähnliches geometrisches Muster, auch der übrige Umhang besteht fast ganz aus freien geometrischen Formen.

Weite Bereiche von Wenzel Habliks Werk sind auf sein Studium in Wien während der Zeit der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte zurückzuführen.

Eine lebhafte Diskussion schloss sich an die Präsentation an.

19. September 2024

Führung durch die Ausstellung „Friedel Anderson. Bis jetzt“

Am 19. September trafen sich 15 Mitglieder um 17:30 Uhr zur Führung durch die Friedel Anderson Ausstellung im Wenzel-Hablik-Museum. Leider war Herr Anderson erkrankt und konnte seine Werke nicht – wie geplant – selbst erläutern. Deshalb hat Frau Willems die Mitglieder kenntnisreich durch die großartige Ausstellung geführt und viele Hintergrundinformationen gegeben. Im Anschluss an die Führung gab es wie immer angeregte Gespräche bei einem Glas Wein.

26. bis 27. Juni 2024

Museumsausflug des Fördervereins nach Potsdam

Der diesjährige Museumsausflug des Fördervereins führte bei strahlendem Wetter mit über 30° C nach Potsdam. Zum ersten Mal war es ein Ausflug mit Übernachtung. „In Potsdam treffen prachtvolle Barockfassaden auf einladende Hinterhöfe. Weite Parklandschaften bergen versteckte Paradiese und imposante Schlösser erheben sich aus dem Grün der Stadt. Malerische Badeseen münden in endlose Wassersportreviere und internationale Kunst mischt sich unter lokale Straßenkultur“, hatte uns eine Werbebroschüre versprochen. Und dies konnten wir bei unserer zweitägigen Reise mit 21 Personen auch erleben.

Nach der sechsstündigen Anfahrt – mit einem Zwischenstopp mit belegten Brötchen und Würstchen – starteten wir gleich zu unserer dreistündigen Stadtrundfahrt, die uns durch den historischen Stadtkern und das Holländische Viertel bis zur Glienicker Brücke führte. Wir spazierten zum Schloss Sanssouci und zum Grab des „Alten Fritz“, bestaunten das Neue Palais mit seinen 200 Zimmern, besuchten Schloss Cecilienhof, die historische Stätte der Potsdamer Konferenz und fuhren auf dem Weg zur Russischen Kolonie Alexandrowka mit seinen Blockhausgebäuden an vielen weiteren Sehenswürdigkeiten vorbei. Müde erreichten wir am späten Nachmittag unser schön gelegenes Hotel am Templiner See, wo wir uns nach dem Abendessen am Wasser bei leckeren Getränken entspannen konnten.

Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen der Kunst. Im Museum Barberini erlebten wir bei zwei sehr guten Führungen die umfangreiche Sammlung impressionistischer Gemälde des Museumsgründers Hasso Plattner und konnten uns anschließend auch noch die aktuelle Ausstellung „Modigliani. Moderne Blicke“ ansehen. Das Barberini Museum befindet sich im rekonstruierten klassizistisch-barocken Palast Barberini, dessen architektonisches Vorbild und Namensgeber der Palazzo Barberini in Rom ist.

Das Mittagessen im Wirtshaus zur Pfaueninsel gegenüber der Pfaueninsel mussten wir aufgrund eines Schauers leider im Haus einnehmen. Bei dem anschließenden Besuch der Liebermann-Villa am Wannsee, dem ehemaligen Sommerhaus des Malers Max Liebermann (1847-1935), strahlte die Sonne aber wieder. Das heutige Kunstmuseum mit dem denkmalgeschützten Garten erinnert mit vielen Gemälden und Erinnerungsstücken an die Geschichte der Familie Liebermann. Der entzückende Garten stand wie zu Liebermanns Zeiten in voller Blütenpracht und gilt als führendes Beispiel der europäischen Reformgartenbewegung.

Nach den wunderbaren sonnigen, heißen Tagen in Potsdam erfolgte die Rückfahrt bei stürmischem und regnerischem Wetter. Trotzdem konnten wir noch eine gemütliche Kaffee- und Kuchenpause am Bus einlegen und uns über das Erlebte austauschen. Insgesamt war es trotz der langen Anfahrt eine schöne, erlebnisreiche Reise, die von Frau Teifke und Herrn Zanner gut vorbereitet wurde.

20. Juni 2024

1. Kunsttreff  mit Kunstwerk des Monats „Großer Falke“

Wenzel Hablik, Großer Falke, 1923

Bei der Reihe „Kunstwerk des Monats“ soll ein ausgewähltes Werk von Wenzel Hablik genauer in den Blick genommen werden, kunsthistorisch erklärt werden und ein gemeinsames Gespräch in Gang kommen. Warum lohnt es sich, sich mit Kunst auseinanderzusetzen? Und was hat Kunst mit jedem einzelnen von uns zu tun?

Die stellvertretende Museumsleiterin Janina Willems M.A.  erzählte mitreißend von der Entstehung und Bedeutung des Werks „Großer Falke“. 1923 schuf Wenzel Hablik  die Metallplastik Großer Falke. Sie gibt die die Gestalt eines Falken in abstrahierter, geometrisierter Form wieder. Prismatisch abgeknickte, scharfkantige Flächen aus Messing- und Kupferblech bilden Krallen, Flügel, Schwanz und Brustkorb des Tieres. Die Kanten, wo die Metallbleche gefaltet oder zusammengelötet wurden, evozieren in Verbindung mit der glatten, glänzenden Oberflächenbeschaffenheit Dynamik und Bewegung. Die Bewegungslinien des Unterkörpers werden vom Schwung des Halses und dem Kopf des Falken mit charakteristisch hakenförmig nach unten gebogenen Oberschnabel gebrochen. Ritzungen in der Materialoberfläche am Hals, Kopf und Schweif deuten das Federkleid in der ansonsten glatt polierten Oberfläche an. Die Zierfigur aus Messingblech erinnert an die frühkubistische Plastik eines Alexandr Archipenko, der die kubistische Geometrisierung der Form von der Malerei in die Plastik übertrug. Der Falke war ein Lieblingsmotiv des Künstlers. Das Motiv findet sich sowohl in seinem Textildesign, seiner Grafik und Malerei als auch auf dem eigenen Grabstein. Hablik wählt ihn auf einem eigenen Exlibris zum ‚Wappentier‘, da er sich wohl – seiner Reiselust folgend – selbst als Wanderfalken sah. Die Kunsthandwerkerin Liane Haarbrücker fertigt die Metallarbeit nach Habliks Entwürfen an.

Es war an dem Abend sehr interessant, dass auch Habliks Originalentwürfe zum „Großer Falke“ gezeigt wurden. Eine lebhafte Diskussion schloss sich an die Präsentation an.

Nimmt die Fördervereinsmitglieder bei der Erkundung des Großen Falken mit: Stellvertr. Museumsleiterin Janina Willems M.A.  bei den anschaulichen Erläuterungen zum Kunstwerk des Monats.

6. Juni 2024

Vortrag „Kubismus und Kristallismus“

Wenzel Hablik, Kristallbau in Berglandschaft, 1903

Vortragsveranstaltung des Fördervereins im Wenzel Hablik Museum mit dem Thema „Kubismus und Kristallismus“.

Pablo Picasso und Georges Braque sind die Begründer des Kubismus. Es  wurde dargestellt, daß die Kubisten untersuchen, was man mit Körpern malerisch machen kann. Dabei wird ein Gegenstand aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und diese verschiedenen Perspektiven zusammen auf die Leinwand gebracht.  Körper werden  in ihre Grundformen zerlegt und dann kubistisch neu zusammengefügt.

Auch der Kristallismus setzt sich mit den Körpern auseinander. Aber diese Auseinandersetzung ist stärker inhaltlicher Natur. Es gab kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende eine Mal- und Architekturbewegung, die man Kristallismus nennen kann. Dazu gehören als Maler z.B. Paul Klee, Lyonel Feininger und als Architekten die Mitglieder der Gläsernen Kette, die den Kristall als „Sinnbild neuen Lebens“ und als Symbol einer neuen Architektur nehmen. Diese Bewegung hat ihre Ursprünge in der Romantik. Der Kristallismus geht davon aus, daß die Natur in den kristallinen Formen auch ihr produktives Wesen offenbart. Habliks künstlerisches Programm, „die Natur nicht nachzuahmen, sondern es ihr gleich zu tun“ und damit zur Erkenntnis der Natur vorzudringen, gründet sich auf dem Gedanken einer Ähnlichkeit der schöpferischer Kraft der Natur und der schöpferischen Kraft des Künstlers. Der Kristall wird dann auch zur Inspiration für eine utopische Architektur.

Bei dem Bild Habliks „Kristallbau in Berglandschaft“ von 1903 handelt sich um eine aquarellierte Bleistiftzeichnung. Sie zeigt eine  kristalline Architektur in einem steil abfallenden Gebirgsmassiv. Sie  zeigt einen Baukörper, der mit der unregelmäßigen Vieleckigkeit seiner Wände und den aus schrägen Dreiecksflächen gebildeten Dächern Bergkristallen gleicht. Vieleckigkeit ist übrigens ein Merkmal gotischer Architektur. Der Kristallbau wächst aus dem Felsgestein empor. Man sieht gotische Fenster und Schießscharten. Der Bau wird von einer kleinen  Kristallspitze bekrönt, die eine symbolhafte Ausstrahlung hat. Die gewaltige Größe dieser Kristallburg zeigt einen visionären Bau. Die architektonischen Elemente  stellen weder schon Gegebenes dar noch sind sie ein herkömmlicher architektonischer Entwurf. Die Richtung des Bildes verweist klar ins Symbolische; hier erscheinen  nicht nur  zukünftige Bauten, hier wird die Zukunft selbst gebaut.  

Eine lebhafte Frage- und Antwortsitzung schloß sich dem Vortrag an.

Pablo Picasso, Häuser in Horta, 1909. Museum Berggruen©
Georges Braque, Violine und Krug, 1910. Kunstmuseum Basel ©
Lyonel Feininger, Gaberndorf, 1921. Museum Hagen ©
Wenzel Hablik, Kristallschloss im Meer, 1914. Nationalgalerie Prag ©

30. Mai 2024

Film: Meine Zeit mit Cézanne

Paul Cezanne, Vier Äpfel, 1881

Am Donnerstag, 30. Mai 2024  zeigte der  Förderverein der Wenzel-Hablik-Stiftung in Kooperation mit dem Filmclub M.1 in Hohenlockstedt die Filmbiografie „Meine Zeit mit Cézanne“. Mit beeindruckenden und detailgetreuen Bildern der Originalschauplätze erzählt der Film von der lebenslangen Freundschaft zweier bedeutender europäischer Künstler und wird zum Porträt einer gesamten Epoche. Sie inspirierten sich, stritten sich und fanden sich doch immer wieder: Paul Cézanne, der Maler und Émile Zola, der Schriftsteller. Beide arbeiteten wie Besessene auf der Suche nach Perfektion und Anerkennung. Der eine hatte Geld, Ruhm und gesellschaftliches Ansehen, der andere nichts außer sich selbst. Mit ihren gigantischen Lebenswerken gehören Zola und der Cézanne zu den wichtigen Akteuren der französischen Kulturgeschichte. Weniger bekannt ist die tiefe Freundschaft, die die beiden Künstler ein Leben lang verband.

Der Filmabend fand regen Zuspruch. Vor Beginn des Films wurde der Maler Cézanne kurz vorgestellt: Cézannes Malerei wurde lange nicht verstanden und akzeptiert und das führte zu seiner recht dramatischen Lebensgeschichte. Das ist oft das Schicksal von Menschen, die etwas ganz Neues machen.  Und Cézanne war ein sehr eigenwilliger Charakter. Paul Cézanne wurde  im Jahr 1839 in Aix-en-Provence geboren und starb 1906 auch dort. Dazwischen lag ein bewegtes Künstlerleben. Cézanne begann als Impressionist und entwickelte dann seinen ganz eigenen Stil. Er gilt heute als der Gründervater der modernen Malerei. Erst spät fand Cézanne Anerkennung und Erfolg. Cézanne hat Landschaften, Porträts und vor allem Äpfel gemalt. Hunderte Male.  Man kann sich fragen warum?  Nun, es ging ihm darum Körper möglichst plastisch darzustellen. Dazu hat er die Zentralperspektive abgeschafft. Er blickte auf seine Äpfel aus mehreren Perspektiven.