Sammlung

Gesamtkunstwerk

Das Museum zeigt einen Querschnitt durch das Gesamtwerk Wenzel Habliks. Es vermittelt die Entwicklung vom Jugendstil zum Expressionismus, die 20er Jahre, in denen sein Werk auch den Kubismus berührt, und gibt einen tiefen Einblick in die einzelnen Schaffensbereiche.

Es verfügt über die umfangreichste Sammlung von Werken Wenzel Habliks: Über 200 Gemälde, Möbelensembles, kunsthandwerkliche Arbeiten, Kristalle und eine umfangreiche Grafiksammlung mit 8000 Handzeichnungen werden im Museum bewahrt. Der Nachlass der Handweberei Hablik-Lindemann mit einer bedeutenden Textilsammlung sowie ein Archiv zur Künstlervereinigung der „Gläsernen Kette“, deren aktivstes Mitglied Hablik gewesen ist, erweitern das Sammelgebiet.

Expressionistische Architektur

Wenzel Hablik gilt heute als einer der wichtigsten Schrittmacher des „deutsch architektonischen Expressionismus“. Bereits 1902 schuf er erste von Kristall inspirierte, phantastische Architekturentwürfe und entwickelte seitdem ein umfassendes, in Gemälden und Zeichnungen niedergelegtes Konzept einer utopischen Architektur. Er pflegte, etwa während seiner Mitgliedschaft in der Künstlervereinigung der „Gläsernen Kette“ intensiven künstlerischen und persönlichen Umgang mit Bruno Taut, Walter Gropius und anderen Architekten seiner Zeit, was sich nicht nur in bemerkenswerten wechselseitigen Beeinflussungen niedergeschlagen hat, sondern ebenso im Erhalt wertvoller Arbeiten dieser Zeitgenossen im Nachlass. Die Sammlung zählt daher zu den wichtigsten Einrichtungen in der Bundesrepublik auf dem Gebiet, der expressionistischen Architektur. Habliks Schaffen ist jedoch um so bedeutungsvoller, da es sich nicht alleine auf die Architektur beschränkt, sondern als Gesamtkunstwerk angelegt war.

Malerei

Wenzel Hablik schuf zwischen 1902 und 1934 etwa 600 Ölbilder, von denen heute noch 250 bekannt sind. Neben Portraits sind es vor allem Landschaften, in denen sich Hablik Eindrücken der Natur im symbolischen Sinne nähert. Mit seiner Umsiedelung nach Itzehoe 1907 malte Hablik beispielsweise großartige Ansichten der Nordseeküste und des Meeres, in denen Elemente des Jugendstils und des Expressionismus zu einem unverkennbaren Stil zusammentraten.

Orientreise 1910

Wenzel Habliks Förderer Lindemann und Biel ermöglichten Hablik ganz in der Tradition der Kunstgewerbler und Architekten des 20. Jahrhunderts eine Reise in den Orient. Die Kultur und die Menschen, die Unverfälschtheit und Unverbrauchtheit, die ihm dort begegnen und seiner Vision für die Erneuerung der europäischen Kultur entsprachen, brachten neue Impulse für seine Arbeit. Nach der Rückkehr schuf Hablik auf der Grundlage unzähliger Skizzen Gemälde mit türkischen Landschaften, Ansichten von Konstantinopel und Bursa sowie Portraits.

Utopien und Weltraumentwürfe

Angeregt durch utopisch-phantastische Schriftsteller wie Scheerbart, Laßwitz, Verne und Wells entstanden Technikutopien, die irdische Sehnsüchte in kosmische Welten transportierten. In Zeichnungen wie „Der Bau der Luftkolonie“ (1908), „Luftgebäude, große fliegende Siedlung (1907/1914) und in seinem Gemälde „Sternenhimmel“ (1913) ist Habliks Auseinandersetzung mit dem Kosmos zu erkennen. Sternenkörper finden auch in einer Reihe von Metallarbeiten, wie z.B. der „Saturndose“ (1922) einen dreidimensionalen Ausdruck.

Die Schaffenden Kräfte

1912 stellte Herwart Walden den Radierzyklus „Schaffende Kräfte“ in seiner Berliner Galerie „Der Sturm“ aus. Die Mappe „Schaffende Kräfte“ ist Habliks erste druckgraphische Folge und gleichzeitig ein Schlüsselwerk innerhalb seines künstlerischen Werdegangs. Damit verleiht er seinem Architekturkonzept erstmals programmatischen Ausdruck. Die Idee zu den Blättern stammt aus Habliks Jugendzeit und seinem intensiven Studium der Kristalle, von denen er eine umfangreiche Sammlung zusammentrug. Die Radierungen, die vom Entstehen und Werden des Kristalls, von der Geburt, dem Sein und dem Tod erzählen, versuchen bildlich umzusetzen, was Hablik „den ewig unerschöpflichen Quell der Kraft“ nennt.

Realisierte Entwürfe

Hablik realisierte nur ein architektonisches Projekt: den Umbau seines Wohnhauses in der Talstraße 14 in Itzehoe. Er wurde vermehrt in den Bereichen Mobiliar und Inneneinrichtung tätig und verfolgte weiterhin die Idee der Künstlerentwerfer des Jugendstils: Das Gesamtkunstwerk – den kompletten Lebensbereich seiner Kunden zu gestalten. Tapeten, Wandbehänge, Holz-, Keramik- und Metallarbeiten zeichneten sich durch eine aufwendige und solide Verarbeitung, durch z.T. kostbare Werkstoffe, Materialvielfalt und Funktionalität aus.
Der Textil-Kunst begegnete Hablik durch Elisabeth Lindemann, seiner späteren Frau und Leiterin der Meldorfer Handweberei. Die Weberei erwarb sich schnell einen ausgezeichneten Ruf, der sowohl auf den phantasievollen Entwürfen Habliks als auch auf dem handwerklichen Können seiner Frau basierte. Das Herstellungsprogramm war für einen reinen Handwerksbetrieb bezeichnend: Erzeugt wurden Wandbehänge, Kleidung, Bezugsstoffe, Teppiche, Gardinen und vieles mehr. Der Betrieb war seit 1921 in den wichtigsten Kunstgewerbeausstellungen vertreten.